Über das Tragen

Vorteile des Tragens

 

Tragen…

…befriedigt das Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit. Denn das Tragen entspricht der Natur des menschlichen Säuglings und gilt als Basis für die Befriedigung seiner körperlichen und seelischen Bedürfnisse. Zudem stärkt es das Vertrauen Ihres Kindes, weil das Bedürfnis nach Körperkontakt befriedigt wird. Dadurch wird das Urvertrauen gefestigt.

…vom ersten Lebenstag an fördert und stärkt die optimale Bindung zwischen Tragendem und Kind. Der Tragende spürt durch den Körperkontakt die Bedürfnisse des Kindes schneller und kann sie schneller befriedigen.

…unterstützt die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Die Reize denen das Kind ausgesetzt ist, wenn es getragen wird, fördern die Entwicklung seines Gehirns und schulen die Sinne. Das Tragen hilft bei einer optimalen Vernetzung im Gehirn: Das getragene Kind erhält Reize visueller, taktiler, kinästhetischer und vestibulärer Art, die es im Kinderwagen liegend nicht erhalten würde. Es stellt daher mehr und andere Vernetzung her, die Synapsenbildung wird angeregt. Der Gleichgewichtssinn wird durch das Schaukeln beim Tragen ideal geschult und gefördert. Der gesamte Bewegungsapparat des Kindes profitiert vom Getragenwerden: das Kind „arbeitet“ während des Tragens mit, seine Muskeln erhalten öfter Impulse, daraus resultiert eine bessere Durchblutung und daraus ein bessere Bildung von Knochen, Gelenken und Muskeln.

…regt lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Verdauung und Kreislauf an. Eltern helfen bei der Wärmeregulation: der Körper der tragenden Person fungiert als Klimaanlage und kann das Kind bei Hitze oder Fieber kühlen und bei Kälte wärmen. Diese Funktion ist vor allem in den ersten Lebenswochen wichtig, in denen das Kind seine Körpertemperatur noch nicht selbständig regulieren kann. Diese Stimulation von Atmung, Verdauung, Kreislauf und Wärmeregulation ergeben eine bessere Entwicklung des Immunsystems und eine Anregung des gesamten Stoffwechsels.

…hilft “Schreibabys” besser zur Ruhe zu kommen und hilft bei den sog. Dreimonatskoliken. Durch die Wärme und die automatischen Massagebewegungen ist das Tragen das ideale Mittel gegen Blähungen und Dreimonatskoliken.

…senkt das Risiko von SIDS (“plötzlicher Kindstod”) (siehe Artikel von Dr. William Sears auf www.didymos.de)

…bietet den Eltern maximale Bewegungsfreiheit mit Baby und Kleinkind: beide Hände sind frei, um zu tun, was man möchte: Haushalt, Einkaufen gehen, spielen mit älteren Geschwistern… Das Kind ist trotzdem immer dabei. Eltern sind viel beweglicher und mobiler: Mit einem Tragetuch oder eine Tragehilfe kommt man überall durch. Stadtdschungel, Waldspaziergänge, öffentliche Verkehrsmittel…

…unterstützt die Entwicklung von Frühgeborenen, da durch das Einbinden in gewisser Weise die Schwangerschaft nachgeahmt wird · Der Anpassungsschock ist viel geringer, das Baby findet vieles wieder, was es bereits aus dem Mutterleib kennt: es hört die gleichen Geräusche (Herzschlag, gedämpfte Stimme der Mutter, gedämpfte Umgebungsgeräusche), kann die gleiche Haltung einnehmen.

 

Stillen im Tragetuch

Ist das Baby vor dem Bauch oder auf der Hüfte eingebunden, so lässt sich damit auch diskret in der Öffentlichkeit stillen. Das Tragetuch kann auch als Sichtschutz verwendet werden.

 

Fazit

Ein getragenes Kind profitiert auf ganzheitliche Weise an Körper und Seele vom Getragenwerden.

Säuglinge sind Traglinge

 

 

  • Nachgewiesenermaßen haben getragene Babys eine regelmäßigere Herzfrequenz als Kinder, die in einem Kinderwagen geschoben werden
  • Der Schock der Umgebungsveränderung nach der Geburt wird abgemildert, wenn man sein Kind in einem Tragetuch trägt
  • Geräusche werden ähnlich wahrgenommen wie im Mutterleib, das fest gebundene Tuch vermittelt das vertraute Gefühl von Enge wie im Mutterleib
  • Menschliche Neugeborene haben von Anfang an den Klammerreflex (Moro-Reflex) beim Fallen, sowie den Greifreflex (Palmar-Reflex: Säugling ballt die Faust, sobald seine Handfläche berührt wird), sie sind also Traglinge
  • Legt man ein Neugeborenes auf den Rücken bzw. hebt es hoch, nimmt es instinktiv die Anhock-Spreizhaltung ein, mit der es beim Getragenwerden enger am Körper der Eltern anliegen kann.
  • Die Anhock-Spreizhaltung: Die Beine sind angehockt, die Knie auf Nabelhöhe und die Oberschenkel leicht abgespreizt. In dieser Stellung drücken die Köpfe der Oberschenkelknochen ins Zentrum der Hüftpfannen. Die Belastung der Pfannenränder ist gleichmäßig verteilt.
  • Leichte Hüftdysplasien kann man auch durch Verwendung eines Tragetuches ausgleichen, ohne dass die Verwendung einer Spreizhose nötig wird.
  • Tragen in der Anhock-Spreizhaltung kann Hüftdysplasien vorbeugen
  • Die Bewegung während des Tragens fördert außerdem die Durchblutung von Knochen und Gelenken sowie Muskeln – und damit die raschere und bessere Verknöcherung und frühere Kräftigung der Muskeln.
  • Weil das korrekte Tragen die Bildung gesunder Hüften ideal fördert, kann Tragen vor allem im Babytragetuch als präventive oder gar unterstützende Maßnahme bei Hüftdysplasie eingesetzt werden.

Die Wirbelsäule

Im Mutterleib war die Wirbelsäule des Kindes wohlgerundet und sanft gestützt (totale Rundung der Wirbelsäule = Totalkyphose). Das Baby schwebte sozusagen in der Fruchtblase und war keinerlei Belastung ausgesetzt. Die kindliche Wirbelsäule nimmt die Doppel-S-Form, die Stöße besonders gut abfedert, erst im Laufe der Zeit an. Dies geschieht mit dem Fortschreiten der motorischen Entwicklung.

Das Tragen kommt der Wirbelsäule des Säuglings entgegen, da sich die doppelte S-Form erst während des ersten Lebensjahres entwickelt.

Die Streckung der Wirbelsäule verläuft in drei Phasen:

1. Nach der Geburt ist der Rücken rund (Totalkyphose).

Nach etwa 6 Wochen beginnt das Kind, den Kopf zu heben. Wenn das Kind sich mit etwa 4 Monaten auf die Unterarme stützen kann, ist die Streckung (beziehungsweise: die Halswirbel richten sich nach oben-vorne auf) der Halswirbelsäule fertig vollzogen (Halslordose).

2. Als Nächstes beginnt das Kind, sich aufzusetzen.

Dazu werden die Brustwirbel nach oben-hinten aufgerichtet. Die sogenannte Brustkyphose ist vollzogen, wenn das Kind selbständig sitzen kann, das heißt, von alleine über Rotation in den Sitz kommt.

3. Zuletzt folgt die Lendenlordose.

Die Lendenwirbel richten sich nach oben-vorne auf, sobald sich das Kind an Gegenständen hochzuziehen beginnt. Abgeschlossen ist diese Phase – und damit die gesamte Streckung des Rückens – mit dem freien Gehen des Kindes.